Zeitarbeit – wie sieht es aktuell aus? Und was leisten die Zeitarbeitnehmer wirklich?

Zeitarbeit – wie sieht es aktuell aus? Und was leisten die Zeitarbeitnehmer wirklich? <br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/theorie_120.png"/><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/verweis_120.png"/><br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/praxis_120.png"/><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2014/08/meinung_120.png"/>

Die Grafik zeigt anschaulich, wie die Zahl der Zeitarbeiter in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist. Es sind mittlerweile über eine Million Menschen, die in Leiharbeit beschäftigt sind (Bei Klick auf die Grafik öffnet sich das Diagramm in einem neuen Fenster). Dabei ist jedoch auch eine Änderung der Statistischen Angaben im Jahre 2013 zu berücksichtigen. Dennoch – noch nie war der Anteil an Zeitarbeit so hoch. Die letzten Reformen sollten allesamt dafür sorgen, das Zeitarbeit nicht weiter steigt beziehungsweise dort, wo sie eingesetzt wird darauf zu achten, dass die betroffenen Arbeitskräfte gleiches Geld und gleiche Behandlung in der Beschäftigung erfahren. Der jährliche Bericht zur Entwicklung der Zeitarbeit der Bundesagentur für Arbeit benennt in der 2017er Ausgabe deutliche Mängel. Am Ende des Beitrages findet sich der Link zum Download. Im thematischen Rahmen des Blogs möchte ich ein paar wichtige Anmerkungen und Daten herausgreifen, da sie auch die Menschen in beiden Schwellenübertritten betreffen können. „Leiharbeitnehmer sind überwiegend jung. Während ein Drittel aller Beschäftigten jünger als 35 Jahre ist, findet sich fast die Hälfte der Zeitarbeitnehmer in dieser Altersgruppe wieder […] Dies zeigt, dass Zeitarbeit auch eine Rolle beim Einstieg junger Arbeitnehmer in das Berufsleben spielt.“ lesen wir auf Seite 12 des Berichts. Den Angaben zufolge wurden im ersten Halbjahr 2016 68 Prozent aller Zeitarbeitsverträge mit Menschen geschlossen, die unmittelbar vorher keine Beschäftigung ausübten beziehungsweise noch nie sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Das sind 465.000 Personen.

Der Gesamtanteil aller geringfügig Beschäftigten liegt bei 23 Prozent. In der Zeitarbeit sind es mit 7 Prozent eher wenig. Die anderen 93 Prozent der Zeitarbeitsbeschäftigten teilen sich in 15 Prozent Teilzeit und 78 Prozent Vollzeit auf.

Nach wie vor ist die durchschnittliche Entlohnung aller Mitarbeiter in Zeitarbeit um 42 Prozent geringer. Betrachtet man die größte Gruppe an Zeitarbeit (Hilfsarbeiter), so verdienen diese im Vergleich mit Festangestellten Hilfsarbeitern 28 Prozent weniger. Den Verdienst für den Hilfsarbeiter in Zeitarbeit gibt der Bericht mit einem Schnitt von 1.524 € Arbeitnehmerbrutto an.

Ebenfalls beschreibt der Bericht Zeitarbeit als Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Leiharbeitnehmer sind daher eine Art „Sensor“, frühzeitig Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen zu erkennen. Für den Juni 2016 gibt die Bundesagentur für Arbeit 52.200 Verleihbetriebe an – davon haben 11.300 ausschließlich den Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung.

Wenn wir uns den Beitrag „Zeitarbeit – Was ist das, wie funktioniert sie und welche Konsequenzen sind möglich“ in diesem Blog anschauen, dann decken sich die dort angeführten Zahlenbeispiele und Erkenntnisse mit den Angaben aus dem aktuellen Bericht.

Was leisten Zeitarbeitnehmer/innen wirklich – Ein Fazit:

Menschen in Leiharbeit…

… tragen indirekt die Vermittlungsgebühr aus der Zeitarbeit in Festanstellung (15 Prozent der Leiharbeiter werden nach Entleih fest angestellt).
… finanzieren durch Ihre geringe Entlohnung die Arbeitsform Zeitarbeit.
… verursachen eine doppelte Wertschöpfung (Zeitarbeitsbetrieb und Kundenbetrieb).
… ermöglichen die flexible Anwendung der Arbeitskraft.
… tragen dafür das höchste Arbeitsmarktrisiko.
… dienen als Sensor bei der Erkennung konjunktureller Rahmenbedingungen.
… erhalten dafür im Schnitt über alle Branchen 42 Prozent weniger Lohn als Festangestellte Mitarbeiter.
… können davon ausgehen, durch unzureichende Renten in Altersarmut zu gelangen.

Ich finde, dass wir uns hierüber einmal Gedanken machen sollte. Wenn man durch diese Arbeitsform und mit diesen Arbeitsbedingungen billigere Produkte,  als im Ausland fertigen und hier kaufen kann, dann sollten die Zeitarbeiter/innen einen deutlich höheren Lohn als Festangestellte erhalten.

Für Arbeitnehmer ist der sicherste Weg zur Vermeidung von Zeitarbeit Qualifikation und Ausbildung. Die Chance auf Zeitarbeit sinkt, je höher die Qualifikation ist.

Und hier muss das Augenmerk liegen, wenn wir Erwachsenen uns um die Bildung unserer Kinder kümmern und wenn wir daran arbeiten, die Kinder über die Schwellen 1 und 2 zu tragen. Sonst schießen wir uns alle selbst in Knie – um es klar zu sagen.

Alle Zahlen und Angaben in diesem Beitrag finden Sie in der Publikation: Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit, Januar 2017

Und am Ende nur ein Hinweis zu den Gewerkschaften – beispielhaft hier der IG Metall. Diese stimmt nach einem Bericht des Spiegel im April 2017 zu, dass Zeitarbeit in Tarifbindung bis zu vier Jahren genutzt werden darf. Damit wurde, nach Spiegel Bericht, die erste Ausnahme des Gesetzes gemacht – genau 20 Tage nach der letzten Reform…

©2017 Achim Gilfert. Dieser Beitrag ist zur Weiterverbreitung nach den in diesem Blog veröffentlichten Regeln zum Urheberrecht veröffentlicht. Diese Regeln finden Sie hier: Urheberrechtshinweise.

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